14. Leben unter Wasser

Ozeane, Meere und Meeresressourcen im Sinne nachhaltiger Entwicklung erhalten und nachhaltig nutzen

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Unsere Buchempfehlungen (2)

Der Mensch und das Meer

Warum der grösste Lebensraum der Erde in Gefahr ist

ISBN: 978-3-421-04496-9
Autor: Callum Roberts
Verlag:Deutsche Verlags-Anstalt
Umfang: 588 Seiten

Rezension von Sacha Rufer, umweltnetz-schweiz

Die Ozeane sind gross. Sehr gross. Dass wir Menschen, die wir uns bei ihrem Anblick so klein fühlen, einen nennenswerten Einfluss auf sie haben könnten, scheint unfassbar. Und doch ist es so. Der Meeresbiologe Callum Roberts erklärt uns in seinem Buch mit profunder und weitreichender Fachkenntnis, wie das funktioniert.

Überfischung, Erwärmung, Versauerung, Artensterben. Das sind nur einige der Stichworte, die der Autor anspricht und die uns leider zeigen, dass die Einflussnahme des Menschen auf die Weltmeere nur in den seltensten Fällen eine positive ist. Einige dieser Themen sind schon etwas tiefer ins gesellschaftliche Bewusstsein eingedrungen als andere, doch wie ihre Zusammenhänge sind, wie die einzelnen Faktoren zu gewichten sind und wo eine Veränderung ansetzen könnte, ist abseits der grobsten Grundzüge meist nicht so klar. Genau dies für eine breite Leserschaft verständlich zu machen, ist die Herausforderung, der sich Callum Roberts mit seinem Buch gestellt hat. Dass ihm das gelingt, ohne dass er uns mit seinen detaillierten und anschaulichen Auskünften die nächsten Ferien am Meer gründlich versaut, ist seine grosse Leistung.

Callum Roberts liebt das Meer, ist fasziniert von seinen Bewohnern und immer wieder beeindruckt von der fragilen Vielfalt, die es beherbergt. Diese Liebe und Faszination ist durchweg spürbar, und während er uns für seine Erkundungen in sämtliche Winkel der Weltmeere lotst, uns vom Kleinsten bis zum Grössten die dort sich tummelnden Lebewesen vorstellt und ihre Lebensumwelt erläutert, werden diese Gefühle zunehmend zu unseren eigenen. Seine Sorge um diesen für unsere Zukunft so entscheidenden Lebensraum wird ehrlich nachvollziehbar, ohne sich zur Anklage aufschwingen zu müssen. Das macht die Fülle von Warnungen, die er uns angedeihen lässt, noch nicht unbedingt leichter zu verdauen. Wahrscheinlich eher im Gegenteil. Doch er lässt uns nicht händeringend damit stehen. Seine Erklärungen zu den diffizilen Zusammenhängen zwischen Plankton und Pinguinen, Austern und Algenblüte, Klimawandel und Korallenbleiche sind ein Musterbeispiel dafür, wie komplexe Sachverhalte sachgerecht und doch gemeinverständlich dargelegt werden können. Er versieht uns mit ungeahnten Kenntnissen, ob es nun um die ozeanischen Ökosysteme, um die Einwirkung des Klimawandels auf das Gesamtsystem oder um spezifische Problematiken wie Plastikmüll, Lärm oder Ölkatastrophen geht. Die Erläuterungen dieser Problemfelder legen dabei immer einen Fokus auf gangbare Lösungen, zu denen wir auch persönlich etwas beitragen können.

Wir können natürlich fragen: Was hat das mit uns zu tun? Wir sind Binnenländer, und Callum Roberts schreibt sein Buch unverkennbar aus der Perspektive eines europäischen Inselbewohners. Gewiss können wir dies alles die Sorge der Meeresanrainer sein lassen? Und uns stattdessen um unsere Gletscher kümmern? Doch die Flüsse, die dort entspringen, enden im Meer, viele Waren, die wir kaufen, kamen über das Meer zu uns, und das Sushi, das wir uns gönnen, hat womöglich gleich das fünffache seines Gewichts an Beifang mit in den Tod gerissen. Ob Aquafarmen der geeignete Weg sind, die Überfischung der Meere zu stoppen, ist eine Streitfrage, die auch für unsere binnenländischen Nachfahren Gewicht haben wird. Robert Callums Buch bietet uns die grossartige Möglichkeit, uns bezüglich solcher folgenschweren Themen umfassend und reflektiert eine Meinung zu bilden. Wer dieses Bedürfnis in sich spürt, wird sich reich belohnt sehen. Wer Wissen um seiner selbst willen schätzt, wird von dem Buch schlicht begeistert sein.

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Das Buch vom Meer

oder Wie zwei Freunde im Schlauchboot ausziehen, um im Nordmeer einen Eishai zu fangen, und dafür ein ganzes Jahr brauchen

ISBN: 978-3-421-04739-7
Autor: Morten A. Strøksnes
Verlag:Deutsche Verlags-Anstalt
Umfang:363 Seiten

Rezension von Sacha Rufer, umweltnetz-schweiz

Warum die Norweger dieses Buch gleich mit mehreren Preisen bedachten, wissen wir jetzt nicht. Liegt es daran, dass Morten A. Strøksnes darin mit scheuen Liebesbezeigungen für sein geliebtes Norwegen nicht spart? Oder liegt es an seinem von den Gewohnheiten des frühen Buchdrucks inspirierten, leicht länglichen Untertitel? „Wie zwei Freunde im Schlauchboot ausziehen, um im Nordmeer einen Eishai zu fangen, und dafür ein ganzes Jahr brauchen“ steht da. Damit ist die Geschichte bestens zusammengefasst, und wir können uns auf anderes konzentrieren.

Darauf, unsere Stichelei gebührend abzumildern, beispielsweise. Dieses Buch ist gewiss kein vorrangig tadelnswertes. Was der Journalist und Experte für Meeresschutzgebiete uns vom Meer und seinen Be- und Anwohnern zu berichten findet, während die Wellen an die Wände des Bootes seines Kumpels Hugo schlagen, ist spannend und aufschlussreich. In seinen besten Momenten ist es zudem atmosphärisch und sensibel. Um die Mysterien der Tiefsee geht es dann meist, oder um die Mythen und alten Vorstellungen von den Monstren der Ozeane. Es ist jetzt nur, dass uns dieser Grenzgänger zwischen Literatur und Sachbuch weder im einen noch im andern noch eben dazwischen mit herausragender Originalität überzeugte.

Das mag vielleicht daran liegen, dass wir die Haltung, die es wecken will – jene des Staunens und des Respekts vor der Gewalt und lebendigen Vielfalt der Meere – bereits ein Stück weit in die Lektüre mitbrachten und deshalb jetzt nicht wissen, wie weit es sie aktiv befördert. Oder war es die hochgezogene Augenbraue, wenn zwischendurch der meeresschützerische Relativismus eines traditionell dem Fisch- und Walfang zugeneigten Meeresanrainervolkes durchbricht? Wir schlossen es jedenfalls mit dem Gefühl, es sei in all seinen vermittelten Kenntnissen, erzählerischen Finessen und angerissenen Diskussionen nur den halben Weg gegangen. Derweil für diese ersten Schritte in die gerechte Faszination am und hinein in die Geheimnisse des Meereslebens – ein Zehennetzen sozusagen – können wir es einem kritischen Publikum gern ans Herz legen.

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