6. Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen

Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser und Sanitärversorgung für alle gewährleisten

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Unsere Buchempfehlungen (2)

Blaue Zukunft

Das Recht auf Wasser und wie wir es schützen können

 

ISBN: 978-3-88897-975-0
Autor: Maude Barlow
Verlag: Verlag Antje Kunstmann
Umfang: 351 Seiten

Rezension von Sacha Rufer, umweltnetz-schweiz

Die Stimme von Maude Barlow ist jene, um die man bestimmt nicht herumkommt, wenn man sich mit dem Themenkreis um die globalen Allmenden und insbesondere mit dem Kampf für das Wasser als Gemeingut beschäftigt. Warum dem ganz zu Recht so ist, beweist auch wieder ihr neues Buch.

Von Maude Barlow besprachen wir hier erst letzthin ein anderes Buch zu denselben Themen. Jenes war ein kompaktes kleines Taschenbuch, das uns in Kürze in die Allmendenproblematik einführte, uns die wichtigsten Eckdaten um die sich verschärfenden Konflikte um Trinkwasser erläuterte und uns eine herzliche Empfehlung wert war. Von dieser Empfehlung rücken wir hier nicht ab; zumindest nicht für jene Leser, die sich spezifisch bezüglich der Diskussion um die ‚commons‘ einen ersten groben, aber verlässlichen Überblick verschaffen wollen. Dennoch: Geht es uns spezifisch ums Trinkwasser, seine globale Bedrohung, dessen Ursachen und dann gar um eine fundierte Vision davon, wie ihr zu begegnen ist, dann dürfen wir die etwas zeitaufwändigere Lektüre dieses aktuellen Buches nicht scheuen. Maude Barlow, die namhaft daran beteiligt war, den Zugriff auf sauberes Wasser zum allgemeinen Menschenrecht erklären zu lassen, hat einen einzigartigen, globalen Überblick über diese Thematik, den sie dankbarerweise nicht bestrebt ist, eifersüchtig zu hüten.

Da Wasser in fast allen menschlichen Bestrebungen um ein würdiges Dasein eine essentielle Rolle spielt, berührt es auch eine Vielzahl von Einzelbelangen. Agrarwirtschaft, Bergbau, Industrie oder auch, sich intensivierend, die Erneuerbaren Energien (von den herkömmlichen, fossilen Energiequellen ganz zu schweigen) machen uns ebenso zu Nutzniessern dieses grundlegenden Lebenselements wie das Fläschchen Mineralwasser im Restaurant. Die Gefahr, ob all dieser spezifischen Belange, ihrer Querverbindungen und spezifischen Problemstellungen die Übersicht zu verlieren, ist gross. Nichtsdestotrotz meistert es die Autorin, sie uns ebenso detailliert wie überschaubar darzulegen, ein verstärktes Augenmerk auf die wirtschaftlichen Begehrlichkeiten dahinter zu werfen und uns gleich noch für verborgene Wechselwirkungen zu sensibilisieren. Ein Beispiel? Wenn wir Handelsgüter aus den Niedriglohnländern importieren, so importieren wir auch indirekt das für ihre Produktion benötigte Wasser: Zum Nutzen unserer Wasservorräte, aber zum grösstenteils unentgeltlichen Schaden an ihren…

Dass die Wirtschaft ein immenses Interesse daran hat, möglichst billig an möglichst viel des kostbaren Nasses heranzukommen, ist historisch gewiss nicht neu. Gleichwohl ist es ein besorgniserregendes Phänomen, wie in letzter Zeit weltweit zunehmend Wasser privatisiert, das heisst; an Konzerne verhökert wird. Dieser Entzug des Grund- und Trinkwassers aus der öffentlichen Hand zeitigt bereits Reaktionen und Folgen, die über das Formulieren von Petitionen oder mediale Warnungen hinausgehen: Aufstände, Dürren, zynische Geschäftemacherei. Was dann führende Konzerngrössen wie Peter Brabeck-Letmathe von Nestlé genau im Blick haben, wenn sie sich als ‚Wasserretter‘ stilisieren lassen, ist ebenfalls Gegenstand ihrer umfangreichen Betrachtungen und stützt ihr Plädoyer dafür, das Menschenrecht auf Wasser nicht nur formal, sondern auch in juristischer und ökonomischer Praxis über das Wirtschaftsrecht zu stellen.

Um uns hierfür einige pragmatische Handlungshilfen zur Hand zu geben, schildert Maude Barlow aber nicht nur die Strategien der transnationalen Konzerne. Mit besonderer Sorgfalt richtet sie ihren Blick auf die Erfolgsrezepte und das Gedankengut der kleineren und grösseren Initiativen und NGOs, die den Kampf darum, die Wasserversorgung im Stand eines Gemeinguts zu erhalten oder überhaupt erst zu etablieren, bereits aufgenommen haben. Deren gemeinsame Vision mag schnell dahergesagt sein: Sauberes Wasser für alle. Doch ihre Umsetzung bedarf einer Vielzahl an rechtlichen, wirtschaftlichen und ökologischen Instrumenten, deren sinnvolles Zusammenwirken für den Erfolg unerlässlich ist. Auch diesbezüglich hält uns Maude Barlow einen reichen Fundus an detaillierten Informationen, Erfahrungen und Anregungen bereit.

Gewiss: Das Buch der Wasseraktivistin ist ein tendenziöses. Sie ficht ihren Kampf auch mal mittels vereinfachter Feindbilder und plakativer Stichworte, deren emotionaler Wirkung sie sich gewiss sein kann. Doch wir verzeihen ihr die diesbezüglichen Teilstrecken ihres Buches leichthin. Zum einen, da es dann doch auch all die Fakten und Hintergründe bereithält, die es dem Leser erlauben, sich abseits der vorgetragenen Gedankengänge ein Bild zu machen. Zum andern, da sein Thema dieses verstärkten Engagements dringlich bedarf. Wer sich ausserdem vom Engagement Maude Barlows ganz persönlich anstecken lassen will, dem darf die Lesereise der Autorin empfohlen sein, die am kommenden Donnerstag (25.9.14, 18.15 Uhr) an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Luzern als einziger Schweizer Station Halt macht.

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Water

Der Kampf beginnt

 

ISBN: 978-3-89667-530-9
Autor: Paolo Bacigalupi
Verlag: Blessing Verlag
Umfang: 464 Seiten

Rezension von Sacha Rufer, umweltnetz-schweiz

Nahe Zukunft, Colorado-River. Die bessere Gesellschaft wohnt in luxuriösen Arkologien, während der Rest sich im Staub um die letzten Wasserreserven prügelt. Zwischen diesen Welten bewegen sich die Journalistin Lucy und Angel, ein waterknive – der tut genau das, wonach die Bezeichnung klingt. Als eine neue Wasserquelle gefunden wird, befinden sie sich plötzlich zwischen den Interessen – und die werden in dem Krieg um Wasser mit allen Mitteln gewahrt… Die Zukunftsvision, die uns Paolo Bacigalupi präsentiert, ist keine ausgefeilte – einfach nur eine vorstellbare Verlängerung der Gegenwart. Doch sein Buch ist ohnehin mehr Thriller denn Science-Fiction. Den genretypischen Überlebenskampf der beiden Protagonistinnen inszeniert er einfallsreich und spannend, der Autor versteht also sein Handwerk. Der Grund, weswegen uns sein Buch in Erinnerung bleiben wird, ist dann aber nicht in diesem Handwerk zu finden, sondern in der Szenerie in seinem Hintergrund. Die Welt, die Paolo Bacigalupi uns zeigt, hangelt sich am Rand des Todes entlang, während sie eine fahle, zynische Fassade des Status Quo aufrecht hält. Eine Verlängerung der Gegenwart? In jedem Fall eine beissend konsequente Erinnerung daran, was Wasser bedeutet und was uns fehlen wird, wenn es endgültig knapp wird: Jeder Anlass zum Optimismus. Beeindruckend!

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