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Unsere Buchempfehlungen (2)

Der energethische Imperativ

Wie der vollständige Wechsel zu erneuerbaren Energien zu realisieren ist

ISBN: 978-3-88897-683-4
Autor: Hermann Scheer
Verlag: Antje Kunstmann Verlag
Umfang: 270 Seiten

Rezension von Sacha Rufer, umweltnetz-schweiz

Wir können es uns bei der Bewertung des letzten Werkes von Hermann Scheer leicht machen: Wer sich um die Zukunftsfähigkeit und die Mittel des Wechsels zu Erneuerbaren Energien seine Gedanken macht, kommt um dieses Buch nicht herum. In dem einen Jahr seiner Existenz hat es bereits Eingang in die Quellenangaben der meisten neuen Bücher zu diesem Thema gefunden. Wie der Titel verrät, erkundet der Autor darin den nötigen ethischen Wandel, der einen schnellen Umstieg ermöglichen kann. Gewohnt fachkundig beleuchtet er die Potenziale der Erneuerbaren Energien, zeigt auf, welche politischen und wirtschaftlichen Kräfte dem Wandel – trotz vollmundiger Bekenntnisse – entgegenstehen, und ruft zu einem schnellen Umbau auf. Dafür propagiert er nachdrücklich die Dezentralisierung und kritisiert einerseits die bisherigen politischen Bemühungen hierzu, andererseits die neue Gigantomanie in Projekten wie Desertec. Man vermisst zwar stellenweise die technischen Fakten, und seine impliziten Einschätzungen zu zukünftigen Forschungserfolgen sind zumindest optimistisch. Doch das Hauptziel des Buches ist auch die Darstellung von sinnvollen und machbaren Konzepten zum Energiewandel und der hierfür benötigten politischen und gesellschaftlichen Voraussetzungen. Das gelingt ihm, und es zeichnet damit einen Weg vor, dessen Einprägung in die Köpfe heutiger wie zukünftiger Generationen höchst wünschenswert ist.

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Unsere Welt in Gefahr

Klimawandel und Zivilisation

 

 

ISBN: 978-3-924324-17-9
Autor: Stephen Henighan
Verlag: Alouette Verlag
Umfang: 80 Seiten

Rezension von Sacha Rufer, umweltnetz-schweiz

Er schaut ja ganz nett aus, so auf den ersten Blick, der Herr Henighan. Da erwartet man nicht unbedingt, dass er uns im nächsten Moment die Leviten liest… oder schreibt, in diesem Fall. Und das mit gehöriger Leidenschaft. Da wird man mal fragen dürfen: Wer braucht denn sowas? Na, wir, so scheint’s, und weil er uns davon überzeugt hat, empfehlen wir sein Buch.

Der in Hamburg geborene, in Kanada sozialisierte und auch späterhin recht weltläufige Stephen Henighan ist Literaturwissenschaftler. Wer nun diesen Berufsstand zur Kenntnis nimmt, dann stutzt, Titel und Untertitel des kleinen Büchleins nochmals in Augenschein nimmt und die wohlbegründeten Worte spricht bzw. denkt: Was will uns ein Literaturwissenschaftler vom Klimawandel mitteilen, wovon wir nicht schon gedeihlich Kenntnis haben? – der doppelt in glänzender Harmonie die erste Reaktion des Rezensenten. Tatsächlich hat er uns auch nichts Neues über den Klimawandel mitzuteilen. Die Frage, die er sich und uns stellt, ist eine, die seinem kulturwissenschaftlichen Hintergrund näher steht: Wenn wir das dann, bitteschön, schon alle so genau wissen mit dem Klimawandel, was veranlasst uns, weiterhin rumzuhocken und aufs Beste zu hoffen?

Erst einmal führt er uns an einigen – von füglichen klimatologischen, kulturhistorischen und politischen Sachkenntnissen gestützten – Gedankenexperimenten vor, worauf wir uns einlassen, wenn wir genauso fortfahren wie bisher. Seine aus diesen Szenarien und Visionen aufscheinende Weltsicht darf man gern als pessimistisch bezeichnen: So ist sein Büchlein gemeint, und so haben wir es wertgeschätzt. Denn werden wir nicht schon seit Jahren von begütigend-optimistischen Kundgebungen in den Schlaf gewiegt? Heisst es nicht seit vielen Jahren: Die Lage ist kritisch, doch noch ist Zeit? Nein, sagt Herr Henighan: Nach allem, was wir wissen, ist keine Zeit mehr. Der Schaden ist angerichtet, ist nur vielleicht, mit reichlich Mühe und Aufwand, noch abzumildern. Er zeigt dabei genau jenen glimmenden Zorn, jenes Befremden und jene Bestürzung, die er vermisst, wenn er mit seinen gebildeten, mittelständischen Peers über den Klimawandel und seine Folgen für sie selbst, ihre Kinder und Kindeskinder spricht. Und stellt einmal mehr die Frage: Woher rührt diese verdrossene Stille?

Stephen Henighan hat, das sei vorgewarnt, mehr Fragen als Antworten. Die Antworten, die er hat, sind gleichwohl von Belang. Er zeichnet ein Bild der westlichen Wohlstandsstaaten als einer Gesellschaft im konsumistischen Stupor: Derart gewohnt, einem Bedürfnis oder Ungemach mit einer zielstrebigen Supermarktvisitation abzuhelfen, dass Probleme ohne technologische Instantlösung uns in uneingestandener Hilflosigkeit gefrieren lassen. „Bis wir einen Weg gefunden haben, uns nicht durch unseren Konsum zu definieren“, meint er, „sind unsere Chancen gering, auch nur Scherben unserer Zivilisation zu retten.“ Das bekräftigt er für all jene unter uns, die meinen, diesen Verhaltensmustern nicht anheimgefallen zu sein, mit kleinen, harmlosen Beispielen dazu, wie wir es doch sind. Ebenfalls zeigt sein Büchlein uns auf, dass auch die Ehrenrettung durch den Verweis auf ’nordamerikanische Verhältnisse‘, aus denen er eingestandenermassen berichtet, nicht weit reicht – einfach indem er mit der Aktionsliste der klimabewusst handelnden KanadierInnen eine Liste widergibt, die exakt genauso auf unserem europäischen Einkaufszettel steht.

Als eine Antwort auf Sinnfragen nach dem notwendigen Erwachen aus dem Konsumtraum empfiehlt Stephen Henighan – und damit lehnt er sich im abgeklärt zynischen Westen weit aus dem Fenster – die Liebe. Eine Neudefinition davon. Keine romantisch private, keine patriotische, keine mystische, schon gar nicht die egoistisch-selbstfindende, sondern eine pragmatische und solidarische Liebe zur Menschheit und ihren Errungenschaften sowie der Natur, die all dies erst ermöglicht hat. Er empfiehlt das bereits mit Blick auf ein Nachher: Nach dem Rückzug der übriggebliebenen Menschheit in den klimatisch noch erträglichen Norden. Doch wer weiss: Vielleicht würde sie uns und unserem Planeten schon vorher nützen?

Wir finden an Stephen Henighans kleinem Pamphlet eine feine Anzahl von Detailpunkten, über die wir mit ihm wohl in muntere Diskussion gerieten. Doch das will und darf unser Gesamturteil hier für einmal nicht behelligen. Seine sehr persönliche und deshalb auch stets selbstkritische Streitschrift nimmt nirgends für sich in Anspruch, eine famose Anleitung zur Weltrettung in petto zu haben. Sie ist aber sehr wohl geeignet, uns für uns selbst und unseren Klimaaktionismus eine neue Perspektive zu öffnen; eine ehrliche, unverstellt von gesättigtem Überdruss, selbstbestätigtem guten Gewissen oder in Sarkasmus ertrunkener Ratlosigkeit. Es ist gewiss nicht schön und nicht tröstlich, aber wir haben das Büchlein wohl nötiger, als wir gerne glauben möchten.

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